Forschung
In meiner Doktorarbeit habe ich mit viel Leidenschaft Nachforschungen über das Leben der baltischen Baronin Juliane von Krüdener (1764-1824) angestellt. Am 22. November 2014 jährte sich Juliane von Krüdeners Geburtstag zum 250. Mal. Ein Vierteljahrtausend Juliane von Krüdener schien mir ein würdiger Zeitpunkt, die Akte Krüdener neu zu öffnen und der Weltöffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies geschah in der Abfassung der Biografie „Juliane von Krüdener – eine Baronin missioniert Europa“. Ausgehend hiervon eröffnete sich mir mit der Untersuchung der Salonkultur (insbesondere von religiösen Salons) ein weiteres Forschungsfeld. Es liegt mir am Herzen, auf den bedeutenden Beitrag der Frauen zur Kirchen- und Missionsgeschichte aufmerksam zu machen.
Zur Veröffentlichung der Krüdener-Biografie: Idea Spektrum Schweiz 39/2014
Juliane von Krüdener, Salondame mit Mission.
Am Anfang meiner Forschungsreise stand ein kurzer Abschnitt in einer Enzyklopädie über eine mir damals gänzlich unbekannte Frau: die Baronin Juliane von Krüdener. Juliane wurde im Jahr 1764 als kleine Baronesse in eine deutschbaltische Adelsfamilie in Riga hineingeboren. Ihr Vater gehörte zu den reichsten Männern Russlands. Als junge Frau schaffte Juliane den Durchbruch als Schriftstellerin in Paris. Als sie an einem Tiefpunkt ihres Lebens Gott begegnete, änderte sich ihr Leben radikal. Als Zeitgenossin von Napoleon, Goethe, Lavater, Pestalozzi und Vertraute von Zar Alexander I. versetzte sie mit ihrem missionarischen Wirken halb Europa in Aufruhr – auch die Schweiz und Deutschland. Wieso habe ich noch nie etwas von dieser Frau gehört, fragte ich mich? Ihr Leben faszinierte mich. Mit der Unterstützung meines Ehemanns entschied ich, dieser zu Unrecht aus der Geschichte gefallenen Frau neu Gehör zu verschaffen. Forschungsreisen führten mich zu ihrem Nachkommen Francis Ley nach Paris, in Genfer Archive, nach Heilbronn, Herrnhut und im Rahmen des Doktoratsstudiums sogar nach Südafrika. Ein unvergessliches Abenteuer, das mich in vielerlei Hinsicht geprägt hat und für das ich bis heute von Herzen dankbar bin.
Bienenberg vergab Doktortitel
„Es ist der Verfasserin gelungen, eine nach Gehalt, Gewalt und Gestalt vorzügliche Arbeit vorzulegen. (…) Die Studie von Frau Sommer ist nicht nur für die Missionsgeschichte und die theologische Frauenforschung ein Gewinn. Sie bringt auch in kirchengeschichtlicher Hinsicht eine Fülle von neuen Erkenntnissen und Aufschlüssen.“ – Prof. Dr. theol. Peter Zimmerling, Rezension in JETh 28 (2014)
„(…) die Verfasserin [hat] mit viel Fleiss eine Biografie erarbeitet, in der erstmals Juliane v. Krüdener als Salonnière eines religiösen Salons ausgewiesen wird. Damit hat die Verfasserin eine gänzlich neue Perspektive auf das Schaffen der Deutschbaltin gelenkt und v. Krüdener in einem breiteren Forschungskontext positioniert, auf den in weiteren Forschungsarbeiten zurückgegriffen werden sollte.“ – Dr. Anja Wilhelmi, Rezension in Nordost-Archiv 23 (2014)
„La thèse présente une approche novatrice de la mission krüdenerienne (…). L’accent sur la dimension féminine et salonnière de la mission et de la carrière de Mme de Krüdener (…) présente un intérêt indubitable et ouvre de nouvelles perspectives…“ – Elena Gretchanaia, professeur de littérature comparée à l’Université d’Orléans